Passau. Wie lassen sich in Zukunft mehr bezahlbare Wohnungen schaffen und welche Rahmenbedingungen braucht es dafür? Über diese Fragen tauschte sich MdB Hans Koller bei einem Besuch der Wohnungsgenossenschaft Passau eG mit deren Vorstandsvorsitzenden Christian Raab, Vorstandsmitglied Erich Weißhäupl und Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Fiedler aus. Im Anschluss erfolgte ein Ortstermin in Passau-Grubweg und Passau-Neustift zu aktuellen Bauvorhaben der Genossenschaft. Dabei wurde klar: Attraktive Rahmenbedingung und Planungssicherheit für Unternehmen stellen das Fundament bezahlbaren Wohnens dar. „Groß denken, aber lokal handeln“ ist dabei Kollers Devise. Denn nur mit auch kommunalem Gestaltungswillen zum Wohnungsbau seien viele Initiativen zum Wohnungsbau umsetzbar.
Raab stellte im Gespräch zu den Herausforderungen und Innovationen in der Baubranche unter anderem das sogenannte Hamburger Modell vor, das einen unbürokratischen Ansatz bietet: Ziel sei es, die Baukosten um bis zu ein Drittel zu senken. Das gelingt, indem unnötige Vorschriften und aufwendige DIN-Normen hinterfragt werden, Planungs- und Genehmigungsprozesse verschlankt und sich bei Baustandards auf das Wesentliche konzentriert wird. In der Hansestadt sind derartige Wohnungen bereits im Bau und werden von beteiligten Institutionen und Trägern sehr positiv beurteilt. „Was an Elbe und Alster geht, könnten wir an Donau und Inn mindestens genauso gut“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Fiedler mit einem Lächeln.
„Eine Subventionierung der Zinsen, beispielsweise über die kfw-Bank, gepaart mit einem maß- und sinnvollen Baustandard, wie früher das kfw-55-Haus, kombiniert mit einer klimaneutralen Heizung, würde als einfaches und praxistaugliches Instrument dazu beitragen, dass die Wohnungsbaupolitik wieder schnell an Fahrt aufnimmt und den Bundeshaushalt weniger belastet als andere Subventionierungen“, ist sich der Vorstandsvorsitzende der WoGeno Christian Raab sicher.
Deutlich wurde in der Diskussion auch, vor welchen Herausforderungen die Branche derzeit steht. „Kostensparendes Bauen und trotzdem energetisch einen hohen Standard zu erreichen wird immer wichtiger – sowohl für den Klimaschutz als auch für die Betriebskosten der Mieter“, betonte Raab. Gleichzeitig belasten eine Vielzahl bürokratischer Vorgaben, wie etwa komplexe Normenkataloge, die Planung und Umsetzung neuer Bauprojekte.
Doch auch schon regional seien Schritte zum effizienteren Wohnungsbau möglich. Ein Ampel-System zum Bearbeitungsstand von Bauanträgen sei im Landkreis Passau fest implementiert und erfolgreich und transparente System würde man sich in allen Kommunen wünschen. „Hier gilt es auf kommunaler Ebene nachzubessern. Passau mit seiner komplexen geografischen Lage zwischen drei Flüssen und mit begrenztem Raum braucht bei Bauanträgen vor allem drei Dinge: Bürgernähe, zielgerichtete Bearbeitung und einen freien Informationsfluss“, appelliert der Abgeordnete. Koller machte klar, dass er die Hinweise aus der Branche sehr ernst nimmt: „Wir müssen in Deutschland wieder einfacher und kostengünstiger bauen können. Nur dann können wir künftig ausreichend bezahlbaren Wohnraum schaffen. Jeder praxisnahe Input aus den Unternehmen ist mir dabei wichtig – und ich werde die Vorschläge aus Passau gerne mit nach Berlin nehmen.“
Bildunterschrift: v.l. Vorstandsvorsitzender Christian Raab, MdB Hans Koller, Vorstandsmitglied Erich Weißhäupl und Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Fiedler